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Dienstag, 16. Mai 2006, 21:45

Integration durch Anpassung?

In Zeiten der allgemeinen Wirtschaftskrise werden von den Regierenden ja stets die Opfer der Krise zu Tätern erklärt, wer wegen des Geizes der Bourgeoisie und der bourgeoisen Korruption keine Arbeit und kein Einkommen hat, wird als faul, asozial und schmarotzerhaft bezeichnet. In den Anfängen der Krisen sind stets die Angehörigen von wie auch immer, meist jedoch von der Mehrheitsgesellschaft so definierten Minderheiten die Opfer des Kapitalismus.

Die Mehrheit spürt, dass die Zeiten schlechter werden, jeder versucht sein Schärflein in Trockene zu bringen und bittet inbrünstig im Stoßgebet: "Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd' andre an!"

Aus der dem "zivilisierten" Menschen eigenen Feigheit wird nicht der schuldige Kapitalist bestraft, sondern ein Sündenbock gesucht, in der Hoffnung, der Kapitalismus würde wie ein primitiver Gott auf dieses Menschenopfer gnädig reagieren und den Angehörigen der sich selbst so verstehenden Mehrheit vor Armut und Untergang verschonen.

Wenn es schon nicht genug Arbeit für alle gibt, dann wird eben den Minderheiten der Zugang zum Arbeitsmarkt verwehrt, um diese sturmreif für das nächste Pogrom zu ballern. Wer als Kind einer ethnischen und sprachlichen Minderheit geboren wird, bekommt eine Schulausbildung, mit deren Qualifikation er keine Chance auf Arbeit hat, der Sündenbock ist da. "Wer arbeiten will, der findet auch welche", so der Spruch der Mehrheit, die lieber aus Angst davor, selbst genannten Spruch als perspektivlos Arbeitslose um die Ohren gehauen zu bekommen weiterer Ausbeutung durch Lohnkürzung und Mehrarbeit zustimmt, als das Kapitalistenpack in die Schranken zu verweisen. So sehr die Mehrheit klar weiss, dass kein Arbeitsloser Schuld am eigenen Schiksal hat, so sehr kollaboriert sie aus Feigheit mit vor Angst vollgeschissenen Hosen mit dem Bonzenpack. Zu groß ist das Wissen, dass kein Arbeitsloser in der Lage ist, sein Schiksal zu ändern; wer draussen ist, wird fertig gemacht und muss zudem die "Schuld" auf seinen Schultern tragen. Jene Schuld, für die eigentlich das Bonzenpack geprügelt gehört, wird auf die Ausgegrenzten übertragen, an denen man sich dann schließlich durch Pogrom und Massenmord straffrei "rächen" kann.

Es erscheint folglich mehr als ratsam, sich größte Mühe zu geben, sich anzupassen und nicht als Minderheit in Erscheinung zu treten. Man kleide sich wie die Mehrheit, spreche wie die Mehrheit, kurz man übernehme alle Verhaltensweisen, Denkmuster und Werte der Mehrheit, dann wird schon nichts schiefgehen.

Wie sehen eure Argumentationen bezüglich diesem durchaus heiklen Thema aus?

MfG Squall

Kenji

one winged angel

Beiträge: 274

Wohnort: Stairway to Hessen

Beruf: Student im Anerkennungsjahr

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Dienstag, 16. Mai 2006, 23:08

Du hast Recht.
Integration durch Anpassung trifft den Nagel auf den Kopf. Aber was will man machen?
Die Chefs suchen sich halt aus, wen sie haben wollen und wen nicht. Ich würde auch keinen Alkoholiker mit pinken Haaren, Irokesenhaarschnitt und Vorstrafenregister einstellen, wenn ich eine Stelle zu besetzen hätte.
Im Grunde ist das ganze Arbeitsleben Selektion.

1. Stufe der Selektion: Schulabschluss
Hauptschule - Keine oder kaum Aussicht auf Arbeit. Schulabschluss ist leicht erreichbar.
Realschule – Sammelzone für alle die nur eine Fremdsprache hatten.
Gymnasium – Zu fördernde Schicht.

2. Stufe der Selektion
Realschule -> Fachabi
Hier wird viel gesiebt, vor allem was Mathe und Englisch angeht. Man lernt einen Haufen kram, den man nie wieder braucht nur um sich das recht zu erkämpfen studieren zu dürfen.

Gymnasium -> Abi
Hier wird sehr stark gesiebt und es gibt kaum einen der einen Abiabschluss schafft ohne zu lernen.

3. Stufe der Selektion

Studium
Nur die Leute mit normalen Abi, dürfen Arzt, Anwalt oder Lehrer werden. Die Leute mit Fachabi, dürfen nur das was ihrer Fachrichtung entspricht studieren, oder müssen sich umständlich einen normalen Abiabschluss erkämpfen.
Die Firmen können nun wählen, wen sie einstellen wollen. Es ist dann ganz klar, dass sie sich erst einmal die oberen krallen (sprich: Studium oder normales Abi) und erst dann, wenn diese ausgeschöpft sind, sich mal die Fachabileute anschauen.
Alles darunter hat kaum berufliche Zukunft!!

Wer nach dieser Selektion in der Berufswelt ist, hat sich zu unterwerfen, oder er wird einfach ersetzt. So einfach sind die Spielregeln und wenn hier keiner mehr arbeiten wollte, dann geht die Firma eben einfach nach China. Da gibt’s genug die arbeiten wollen.

Ich selbst habe jetzt 2 Jahre Wirtschaft und Verwaltung im Fachabi gemacht, und ich musste 2 Jahre lang lernen, wie man eine Firma am günstigsten führt, welche Rechte der Arbeitnehmer hat, wann man ihn entlassen darf, wie man seinen Lohn so berechnet, dass man selbst den meisten Gewinn herausschlägt. Wie man ihn am besten für seine Arbeit programmiert…
Mich kotzt dieses System echt an!

Eine Sache kann man aber nicht verallgemeinern. Selbst wenn man aus einer ethnischen Minderheit kommt, kann man einen guten Schulabschluss hinlegen. Man muss halt nur das Glück haben, die deutsche Sprache möglichst gut zu beherrschen, ansonsten hat man ein Problem.
Ich kenne ein Mädchen, welches aus Afghanistan geflohen ist und nun hier ein super Abi hinlegt. Also von daher ist es nicht unmöglich, aber die Steine welche man in den Weg gelegt bekommt sind mehr als nervig ja teilweise recht unfair.
Ohne fremde Hilfe hätte ich wahrscheinlich nicht mein Abi auf die Reihe bekommen, da ich in Mathe halt nicht der stärkste bin und im Abitur keiner gefördert wird, der ne schwäche hat.
Entweder friss oder stirb! :evil:

Willkommen
im Sozialstaat
Deutschland

mangaman

Schüler

Beiträge: 92

Wohnort: Weiterode

Beruf: Abiturient (yeah das hört sich doch ma gut an...)

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Mittwoch, 17. Mai 2006, 16:56

jo das is schon prima aba wenn man das alles so pessimistisch wie ihr seht wird es erst recht net bessa

was will man denn dagegen machen

es liegt ja net nur an der regierung das keinen arbeitsplätze da sind sondern an den unternehmen un am technischen fortschritt un da kann man nix gegen machn ( un wenn das würde das glaub ich keinem von uns einfallen )
au die unternehmen können eig nix dafür weil praktisch dazu gezwungen werden ins ausland zu gehen um hier aufm markt überleben zu können

aba da ganze wird net bessa sondern nur noch schlechter weil au der dienstleistungssektor mehr un mehr ins ausland geht...
(shit jetzt bin ich au pessimist...)