Nachdem Entwicklerstudio Cing und Nintendo mit Another Code ein unterm Strich leider eher schmächtiges "Adventure Lite" abgeliefert haben, sind die Jungs (und vermutlich auch Mädels) anscheinend mal etwas in sich gegangen und haben ein weiteres Adventure-Game für den NDS fabriziert, das alles in allem einen sehr viel kompetenteren Eindruck macht: Hotel Dusk - Room 215 (jap.: Wish Room).
Im Spiel, das sich nun "seitwärts" spielt (der NDS wird wie zB bei Brain Age wie ein Buch gehalten), steuert man den etwas mürrischen Ex-Cop Kyle Hyde, der sich nach einem komplizierten Vorfall mit seinem ehemaligen Partner offiziell als reisender Verkäufer verdingt, inoffiziell aber noch immer versucht, besagten alten Fall aufzulösen. Zufälle, die eigentlich keine Zufälle mehr sein können, führen ihn bei einer seiner Touren ins abgelegene Roadhotel "Hotel Dusk", bei der er über Namen, Personen und Spuren stolpert, die in seiner Vergangenheit zusammenlaufen. Auch auf den ersten Blick unbeteiligte Gäste des Hotels verhalten sich etwas eigenartig gegenüber dem undercover arbeitenden Cop und ein merkwürdiges Märchen über "Room 215", in den er eingecheckt hat, tun ihr Übriges dazu, diesen Aufenthalt Ende Dezember 1979 zu einem schicksalshaften Tag zu machen.
Gesteuert wird das Spielchen wie beschrieben in "Buchform" (Linkshänder können die Screens auch tauschen lassen und den DS umdrehen), so dass man über den Touchscreen auf den Hotelgrundrissen herumläuft, während links in First Person Perspektive die Umgebung sieht oder Hydes Konterfeit, wenn man Dinge näher unter die Lupe nimmt - oder mit anderen Personen spricht. Adventuretypisch machen die Untersuchung der Umgebung und Unterhaltungen mit den anderen Gästen oder Arbeitern des Hotels den gesamten Spielinhalt aus und treiben die Story voran.
Die Gegend unsicher zu machen geht dabei ganz gut von der Hand, interessantere Umgebungen können dabei stets in ner leicht rotierbaren Detailansicht unter die Lupe genommen werden, um nichts zu übersehen und weisen eine hohe Interaktionsmöglichkeit dahingehend auf, dass man so ziemlich alle Objekte untersuchen kann. Was von Hyde dankbarerweise nicht immer mit denselben Standardtexten und teils auch recht sarkastisch kommentiert wird, wenn man offensichtlich ziemlich unnötige Dinge "antatscht".
Dialoge mit anderen Personen gestalten sich durch die verdammt gute Lokalisation und unterschiedliche Ausdrucksweisen ziemlich unterhaltsam und der auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftige, schwarz-weiße Zeichenstil ist erstaunlich detailgetreu und animationsfreudig in Szene gesetzt. Gestik, Mimik und Artikulationsweise der Figuren machen sie lebendiger als sie auf Standbildern wirken und geben einem mit der Zeit ein Bild davon, wie man mit ihnen umspringen kann und darf. Was dahingehend von Bedeutung ist, als dass man offiziell nicht als Cop im Hotel eingecheckt ist und manche Akteure wesentlich sensibler auf direkte Fragen oder aggressiveres Nachhaken bei bloss angeschnittenen Themen reagieren - und dadurch eventuell so austicken, dass Hyde aus dem Hotel und der Spieler aus dem Spiel fliegt (aka Game Over).
Nach einigen Stunden Spielzeit ist das Spiel imho (noch?) nicht zwingend "Weltklasse", punktet aber auf jeden Fall durch sein starkes Script, die interessanten Charakterdesigns (mit Dejavu Momenten für Another Code Spieler) und das stimmige Szenario. Wer gute Adventure Games mag, sollte sich den Titel auf jeden Fall mal anschauen bzw vormerken (Europa-Release: 5.April laut Amazon). Mir gefällt's soweit sehr (nun, importiere in der Regel auch nichts grundlos), mal schauen, was noch draus wird.